
Markus Conrad ist ein Vollblutpolitiker mit
Weitblick. Der 1973 geborene Diplom-Verwaltungswirt wurde als 29-Jähriger zum Bürgermeister
der VG Wörrstadt gewählt und 2011 im Amt bestätigt. Am 17. Februar wird er bei
der CCL-Werkstatt in seiner Verbandsgemeinde mit dabei sein. Denn sein Motto
ist: „Mit gutem Beispiel vorangehen.“ Wir haben mit ihm gesprochen und ihn zu
seinen Erfahrungen beim Thema Klimaschutz befragt.
CCL: Wörrstadt hat im Klimaschutz
viel erreicht: Seit 2012 gibt es ein integriertes Klimaschutzkonzept sowie ein
Teilkonzept für öffentliche Liegenschaften. Der Verbandsgemeinde wurde der
Titel Energiekommune verliehen, außerdem erhielt sie als erste Verbandsgemeinde
in Deutschland den European Energy Award. Was ist das Erfolgsrezept Ihrer
Kommune?
BM Markus Conrad: Wir haben eine
große Offenheit diesem Thema gegenüber, sowohl in der Bevölkerung, aber auch
die gesamte Verwaltung steht dahinter. Energie, Innovation und Nachhaltigkeit
sind bei uns wichtige strategische Entwicklungsthemen. Und wir beschäftigen uns
auch schon lange damit! Wie Sie wissen, hat die Firma JUWI seit 2008 ihren
Stammsitz in unserer Verbandsgemeinde. Wir haben uns damals bemüht und sehr schnell
gehandelt, um dieses Unternehmen bei uns anzusiedeln.
CCL: Es gab wahrscheinlich aber
auch eine wirtschaftliche Motivation?
BM Markus Conrad: Sicherlich. Das
ist aber nicht das Einzige. Wir wollten ganz bewusst Position beziehen und
zeigen, dass wir für neue Energie-Technologien offen sind. Das war eine
strategische Entscheidung. Wir haben damals gesehen, dass die erneuerbaren
Energien ein wichtiges Zukunftsfeld darstellen, außerdem geht es um die
Stärkung der Region. Diese progressive Einstellung zahlt sich jetzt aus. Wir
decken unseren Energiebedarf inzwischen fast zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen
vor Ort.
Aber wie gesagt spielt nicht nur das
Wirtschaftliche eine Rolle, sondern auch Lebensgefühl und Atmosphäre. Man muss Rahmenbedingungen
schaffen, dass die Menschen sich wohlfühlen. Dazu gehören auch die
Aushängeschilder, auf die man stolz ist. Daher unser
neuer Slogan, den wir im Rahmen eines CI-Prozesses mit den Bürgern erarbeitet
haben: „Mittendrin und voller Energie.“
CCL: Passenderweise findet der
CCL-Workshop dann auf dem JUWI-Werksgelände statt …
BM Markus Conrad: Ja, das Gebäude
ist ein Energie-Plus-Gebäude; erzeugt also mehr Energie als es verbraucht. Es
ist sehr ästhetisch, ganz in Holzbauweise gebaut. Und die Kantine setzt auf regionale Produkte. Klimaschutz und
Energiewende werden an diesem Ort fühlbar gelebt, das ist eine wichtige
Inspiration.
CCL: Warum haben Sie sich als
Verbandsgemeinde entschieden, eine CCL-KlimaKultur-Werkstatt durchzuführen?
BM Markus Conrad: Es engagieren
sich schon viele Bürger bei uns, aber es ist wichtig, dass noch mehr mitmachen.
Die Ziele, die wir uns beispielsweise mit dem Klimaschutzkonzept gesteckt
haben, die schaffen wir nur gemeinsam. Die Verwaltung kann zwar ein gutes
Beispiel geben, aber das ist eine Teamaufgabe für alle. Zusammen können wir
auch noch viel, viel mehr erreichen.
Ich kann als Verwaltung, als
Bürgermeister viele strategische Überlegungen haben, aber für die Umsetzung von
Nachhaltigkeit, Innovation, Energie, muss ich den Menschen auch die Chance
geben, mitzuwirken. Und das gilt auch umgekehrt; man muss sich auch selbst
verändern können.
CCL: Welche Assoziation haben sie
denn persönlich beim Thema KlimaKultur-Wandel?
BM Markus Conrad: Ich denke mir,
was kann man selbst im Kleinen beitragen, damit auch die Ziele im Großen erreicht
werden? Und da gehört schon auch eine Veränderung dazu. Ein bisschen
seinen persönlichen Lebensstil ändern, sich Dinge mehr bewusstmachen. Manche
Bequemlichkeiten vielleicht auch anpassen. Offen für Neues sein, für Dinge, die
man früher vielleicht unwichtig fand, auch mal auszuprobieren um voranzukommen.
Denn es bringt ja nichts, wenn jeder von uns genauso weitermacht wie bisher,
werden wir nicht viel ändern.
CCL: Haben Sie in Ihrem persönlichen Leben auch
schon kleine Veränderungen vorgenommen?
BM Markus Conrad: Persönlich ist für mich das
Thema Regionalität wichtig. Einfach mal nachdenken, wo die Lebensmittel
herkommen! Muss ich permanent alles zur Verfügung haben? Und dann natürlich
alles rund um die Mobilität. Ich habe beschlossen, dass mein neues Auto ein
Hybridfahrzeug sein wird.
Bei uns in der Verwaltung haben wir fast alle Dienstwagen,
auch die vom Ordnungsamt und einen kleinen Lieferwagen, auf Elektro- oder
Hybridfahrzeuge umgestellt – natürlich auch meinen Dienstwagen.
CCL: Wenn wir jetzt nochmal auf das
CCL zurückkommen. Bei welchen inhaltlichen Schwerpunkten erhoffen Sie sich
Unterstützung durch die KlimaKultur-Wandel Werkstatt des CCL?
BM Markus Conrad: Wie gesagt setzen
wir uns von der Verwaltung her für das Thema Elektromobilität ein. Wir werden
neue Ladesäulen aufstellen, und es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger
sie auch nutzen. Wir wollen die Bürger bei den Themen Mobilität und
Regionalität mitnehmen. Wichtig ist uns aber auch der Bereich Wärmedämmung, energetische
Sanierung
der Gebäude. Da gibt es eine Energieberatung, außerdem unser Förderprogramm für
einen Heizungspumpentausch und vor allem planen wir auch neue Quartierskonzepte
in einigen unserer Ortsgemeinden.
Natürlich haben wir mittlerweile schon ganz
viele Menschen in unserer Verbandsgemeinde, die sich aktiv mit Klimaschutz
beschäftigen. Beispielsweise hat sich aus der Lokalen Agenda21 heraus eine
Energiegenossenschaft gegründet. Aber manchmal muss das Bewusstsein auch erst
noch geweckt werden!
Ich sag mal: Steter Tropfen höhlt den Stein.
Man muss immer wieder aufs Neue erinnern, einen neuen Zugang anbieten, denn der
Mensch ist ein Gewohnheitstier. Man fällt sehr leicht in
das Alte zurück, das ist am Einfachsten. Die Gewöhnung an das Neue gelingt nur,
wenn man immer wieder Impulse setzt. Von der KlimaKultur-Werkstatt des CCL
erhoffe ich mir eben diese motivierenden Impulse, die den Bürgerinnen und
Bürger Lust auf Beteiligung machen.
CCL: Vielen Dank für das Interview.
P.S. Hier anmelden um auf diesen Beitrag zu antworten.