Die
Lehmwand des Künstlers Andy Goldsworthy entstand folgendermaßen:
Eine Woche lang verkneteten acht Helfer mit der Hand 4125 Kilo
Brandenburger Trockenlehm mit Wasser und Haar von Charlottenburger
Friseuren und aus dem Afroshop wie beim Kuchenbacken. Dann wurde das
feuchte Material auf eine vor der eigentlichen Trägerwand
befestigten Holzwand in einer Stärke von einigen Zentimetern
angebracht. In der Mitte der Wand war zuvor ein kreisrundes Segment
herausgesägt und das Holz etwas tiefer versetzt worden. Beim
Trocknen der ursprünglich glatt gestrichenen Wand bricht nun wegen
der unterschiedlichen Dicke des Kreises in der Mitte der Lehm in
gröberer Struktur als bei der übrigen Fläche, und am Übergang
formt sich das Kreissegment als Kluft ab. Die in unregelmäßigen
Rissen aufgebrochene Oberfläche der monochromen Wand hat eine enorme
Präsenz, die durch die „ewige“ Kreisform in der Mitte noch
verstärkt wird.
Goldsworthy
ist ein prominentes Beispiel für einen Künstler, der mit
Naturmaterialien arbeitet. Er stellt eine Nähe zwischen BetrachterIn
und Natur her. Laut Zeitungsartikel hatte die Lehmwand eine große
Reichweite und sprach ein breites Publikum an.
Des
Weiteren hat Lehm als Baustoff viele interessante Eigenschaften und
kann auch heute als nachhaltiger Baustoff eingesetzt werden. Der
Rohstoffverbrauch ist gleich null, nach dem Abriss kann die vormalige
Wand wieder als Erde benutzt werden. Der Energieaufwand beim Bau mit
Lehm ist verglichen mit Stahlbeton gerade mal ein Prozent. Hinzu
kommen Erfahrungen aus jahrtausendelanger Anwendung, die Schaffung
eines gesundes Raumklimas, extrem lange Haltbarkeit, niedrige Kosten
bei der Anschaffung wie bei der Verarbeitung, leichte Reparaturen
usw.